HBS 3.19

Ein Tag im Leben von …

Roland Abderhalden: Immer mit Plan und dennoch eine ausserplanmässige Karriere

Durchgängigkeit vom Entwurf über die Konstruktion bis zur Fertigung, hohe Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit – das sind wesentliche Eigenschaften die die 3D CAD/CAM Software cadwork seit über 30 Jahren auszeichnen. Geschäftsführer der Cadwork Holz AG ist Roland Abderhalden. Gerne stellen wir ihn näher vor.

Gegner der Planung sind Freunde des Zufalls: So könnte man den beruflichen Weg von Roland Abderhalden überschreiben. Der ursprüngliche Plan und Berufswunsch des 49-jährigen war nämlich Hochbauzeichner. „Es gab jedoch zu dieser Zeit sehr wenige Lehrstellen“, fügt er an. „Im zweiten Schritt wollte ich einen handwerklichen Beruf erlernen und so habe ich Zimmermann gelernt. Die Idee war, auf Umwegen den Hochbauzeichner zu machen, denn Geometrie, Zeichnen und Rechnen waren meine Stärken.“ Doch es kam anders: Während der Lehre hat er die Freude an diesem Beruf und dem Material Holz gespürt und berufsbegleitend an der Höheren Fachhochschule Holz in Biel den Holzbautechniker absolviert.

Holz und Software

Im zweiten Semester hatte er ein klares Ziel vor Augen: Geschäftsführer eines Holzbaubetriebs. Doch es kam wiederum anders: „Bei einem Tochterunternehmen der Blumer AG wurde ich für den CAD-Support angestellt. Fast zu meinem eigenen Erstaunen“, lächelt er. Das Anstellungsverhältnis war auf 6 Monate begrenzt. „Diese Zeit war sehr intensiv, mit vielen Neuigkeiten und Herausforderungen. Nach dieser Zeit hat Thomas Rohner „cadwork“ übernommen und sich selbständig gemacht. Als Angestellter konnte ich das Unternehmen von Beginn an mit aufbauen.“ Er hat sich sehr schnell wohlgefühlt in dieser Thematik. Eine Weiterbildung zum Informatiker gab ihm das „Fundament und noch mehr Hintergrundwissen.“ 2013 haben vier Mitarbeitende und er das Unternehmen „cadwork“ übernommen und eine AG gegründet. „Mittlerweile sind wir 8 Mitarbeitende. Ich habe es noch nie bereut. Man wächst in die neuen Aufgaben hinein, wenn man sie annimmt“, ist er überzeugt. Das Fachwissen in Sachen Holzbau war und ist dabei äusserst wichtig. „Wir können allen Mitarbeitenden in die Thematik Software einarbeiten, doch der Hintergrund im Holzbau ist wesentlich.“

Das Unternehmen

Im Jahre 1980 startete die CSEM, ein Forschungsteam an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Lausanne (CH) die Entwicklung des CAD-Systems cadwork. Nach Abschluss des KWF-Forschungsprojektes im Jahre 1988 gründete das damalige ETH-Team die cadwork informatik AG mit Hauptsitz in Basel (CH) und einem Entwicklungszentrum in Lausanne (CH). Mit der Gründung der cadwork informatik Software GmbH in Hildesheim (D) im Jahre 1993, wurde ein zweites Entwicklungszentrum geschaffen, das heute für alle Bereiche des Holzbaus verantwortlich ist. Seit 1988 wurden insgesamt 18 Geschäftsstellen und Vertriebsniederlassungen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien, Russland, Polen, Tschechien und Kanada gegründet. cadwork entwickelt und vertreibt das 3D-CAD/CAM-System cadwork. Die Software ist für den professionellen Einsatz im Bereich Holzbau und im allgemeinen Bauwesen konzipiert. Durch Praxiserfahrung und intensive Zusammenarbeit mit seinen Kunden sowie Forschungseinrichtungen hat sich cadwork zur Referenz im Holzbau entwickelt. „Die konsequente Umsetzung der praktischen Anforderungen steht im Mittelpunkt unserer Entwicklung. Durch ein hohes Engagement in Forschung und Entwicklung sowie die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Maschinenherstellern setzen wir heute Massstäbe in der CAD-/CAM-Software für den Holzbau“, so Abderhalden.

Updaten und in die Zukunft schauen

Jeder Tag beginnt mit dem Update ihrer Produkte. Dabei werden die neuesten Entwicklungen vorab intern upgedatet, die Tickets über den Support geprüft und getestet. „Alle 2 bis 4 Wochen werden diese unseren Kunden als Update zur Verfügung gestellt. So sind sie immer auf dem aktuellsten Stand.“ An mindestens zwei Tagen pro Woche ist er „auf der Piste“: Projekte mit Kunden, Maschinenimplementierungen und neue Programmversionen vorstellen. „An diesen sogenannten User-Clubs stellen wir diese bei Kundenveranstaltungen an verschiedenen Gewerbeschulen vor, geben Tipps und Tricks mit auf den Weg.“ Abderhalden versucht neben der Geschäftsführung auch aktiv im Support tätig zu sein und möchte somit am Puls seiner Kunden bleiben. „EDV ist ein Werkzeug im Tagesgeschäft, dies hat sich selbstverständlich etabliert. Als junger CAD-Worker musste man noch die Verwendung der Maus erklären“, schmunzelt er. „Die Entwicklung in der Software ist enorm schnell. Innert kürzester Zeit können und müssen wir reagieren, denn unsere Kunden spüren ihrerseits einen Zeit- und Kostendruck. Da sitzen wir in einem Boot.“ Er ist sich sicher: Cloud-basierte Lösungen werden sich noch tiefer durchsetzen. Die VR-Technologie, virtuelle Lösungen, werden wir weiterhin, im wahrsten Sinne des Wortes, im Auge behalten“, lächelt er. „Das Vermischen von realem und virtuellem Arbeiten wird sicher spannend und herausfordernd.“ Im Verein ehemaliger Studenten der Vertiefungsrichtung Holzbau der Höheren Fachhochschule Holz in Biel (Pro Holz Schweiz) ist er im Vorstand als Sekretär engagiert. „Zudem gebe ich noch Lektionen im Bereich CAS bei der Fachhochschule in Biel. Ich gehe sehr gerne nach Biel und habe tolle Erinnerungen an die Weiterbildung zum Holzbautechniker. Ja, der Holzbau ist wie eine grosse Familie. Man läuft sich immer wieder über den Weg und die Kontakte sind sehr wertvoll.“

Haus, Garten und Velo

Gemeinsam mit seiner Partnerin und ihrer jüngsten Tochter wohnt er in einem ehemaligen Bauernhaus. „Die ersten Dokumente vom Haus sind von 1780. Da gibt es immer wieder einiges zu tun.“ Auch beim Umbau konnte Abderhalden seine handwerklichen Fähigkeiten aufblitzen lassen. „Ja, privat bin ich eher der handwerkliche Typ“, lächelt er und ergänzt: „An für sich müssen wir nicht in die Ferien, denn wir wohnen ja dort, wo andere Ferien machen. Unser Zuhause mit unserem grossen Garten geniessen wir sehr.“ Ein wichtiger Ausgleich ist für ihn das Velofahren. „Da kann ich alles hinter mir lassen. In meinem Freundeskreis sind wir unter dem Jahr sehr viel unterwegs, wie nächstens auf Mallorca.“ Doch nicht genug: „Den Nationalpark Bike-Marathon möchte ich nochmals in Angriff nehmen. Beim letzten Mal wurde dieser leider abgebrochen, weil es zu viel Schnee gab.“ Vorbei an atemberaubenden Landschaften und malerischen Engadinerdörfern nimmt das Rennen alles mit, was die Nationalparkregion zu bieten hat. Auf der Vallader-Strecke mit einer Länge von 137 km wird der Schweizerische Nationalpark auf Radwegen und Single Trails umrundet.

Ausblick

„Wenn sich das Holzzeitalter bewahrheitet, müssen wir uns sicher keine Sorgen machen“, freut er sich auf die Zukunft. Der Weg über die Praxis und über die Lehre ist ihm dabei äusserst wichtig: „Durch die Digitalisierung wird sich der Holzbau und die handwerklichen Fertigkeiten noch weiter verändern. Daher ist es unabdingbar, unser Handwerk von Grund auf zu erlernen, sprich mit der Lehre beginnend. Nur so können wir auch die Fachleute gewinnen, die wir benötigen. Das duale System ist das Schweizer Erfolgsmodell, das nicht aufs Spiel gesetzt werden darf.“ Sein Appell: „Mach eine gute Berufsausbildung und werde ein wertvoller Mitarbeitender für dein Unternehmen.“

Roland Abderhalden feiert in diesem Jahr sein 25 jähriges Dienstjubiläum. Herzliche Gratulation. Vielleicht gönnt er sich im Herbst eine zweimonatige Auszeit – viel Freude dabei!

www.cadwork.com

Holzbaumarkt 03.19 Text: Lothar Mayer